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Internationale Studie Freiräume machen Mitarbeiter leistungsfähiger

 Wenn Chefs ihren Angestellten Freiheit bei der Arbeit geben, werden die nicht nur glücklicher – sondern auch psychisch gesünder.

Führung, die den Angestellten ein Höchstmaß an Freiheit gewährt, macht diese heiterer, vitaler und leistungsfähiger. Entscheidend ist dabei vor allem die Gestaltung der Aufgabenbereiche der Mitarbeiter. Sie sei der „wichtigste Hebel zur Gesundheitsförderung“, heißt es in einer Studie von Forschern aus Leipzig, Västerås (Schweden) und Tampere (Finnland). Projektträger war in Deutschland die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

 Die Psychologen befragten 1.006 Beschäftigte und 131 Führungskräfte aus Banken, Behörden, aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, aus Schulen und Reinigungsfirmen in den drei Ländern zu drei Zeitpunkten im Abstand mehrerer Monate. An einer dazugehörigen Interventionsstudie nahmen 11 deutsche Teams mit 115 Beschäftigten und 17 schwedische Teams mit 353 Beschäftigten teil.

Die Angestellten und ihre Chefs nahmen zwischen der ersten und der zweiten Befragung an einem Training zur gesundheitsbewussten Führung teil. Diese bestand unter anderem aus Vorträgen zu Arbeit, Gesundheit und Stress sowie zur Zusammenarbeit in Gruppen.

Die Führungskräfte lernten in Seminaren Strategien zur Gesundheitsförderung und erhielten Coachings. Außerdem sollten sie in einem Tagebuch regelmäßig ihre eigene Führungsarbeit reflektieren. Diese Trainings wurden von den Psychologen beobachtet und gemeinsam mit den Ergebnissen der drei Befragungen analysiert.

 

Das wichtigste Ergebnis: Führung erwies sich als gesundheitsförderlich, wenn sie den Untergebenen Freiräume zum selbstständigen Entscheiden ließen („Mein Vorgesetzter erlaubt mir, frei zu entscheiden, wie ich meine Arbeit organisiere“), Mitarbeiter bei Entscheidungen einbezogen wurden („Mein Chef fragt mich, wenn Veränderungen anstehen“), die Kollegen unterstützten („Mein Vorgesetzter sucht bei Konflikten nach Lösungen für alle Beteiligten.“) oder Mitarbeiter zum hoffnungsvollen und kreativen Denken angeregten („Mein unmittelbarer Vorgesetzter vermittelt mir ein klares Leitbild für die Zukunft“).

Angestellte, die diesen Zitaten zustimmten, waren zugleich gut gelaunt und von ihren Fähigkeiten überzeugt. Sie fühlten sich dem Arbeitgeber eher verbunden als andere und bewerteten das menschliche Klima bei der Arbeit als gut. Langfristig fühlten sich diese Mitarbeiter durch solche eine freiheitliche Führung auch deutlich weniger erschöpft von der Arbeit.

 

Werden sie derart gesundheitsförderlich geführt, empfanden sich die Angestellten als selbstständig, sahen ihre Arbeit eher als sinnvoll an und hatten ein klares Bild ihrer Rolle bei der Arbeit. Gleichzeitig äußerten sie seltener Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Verbunden ist eine solche „gesunde“ Führung aber auch damit, dass die Angestellten mehr über ihre Aufgaben nachdenken und sie eigenständig organisieren müssen.

Die größere Selbstständigkeit ist nach Erkenntnis der Psychologen der entscheidende Faktor, der die Wirkung gesunder Führung auf Mitarbeitererleben und Teamklima erklärt. Führung, die auf Freiheit setzt, stärkt das selbstständige Handeln und Denken der Mitarbeiter. Und dies macht sie zuversichtlicher, seltener erschöpft und umgänglicher mit den Kollegen.

Der Effekt des Trainings allerdings war der Analyse zufolge eher gering und verpuffte bald. Unmittelbar danach sagten die Beteiligten zwar, dass sie ihre Fähigkeiten besser einschätzten, engagierter seien und sich das soziale Klima in der Gruppe verbessert habe. Aber acht Monate später war von all dem nichts mehr zu bemerken. Weder auf die wahrgenommenen Belastungen (zum Beispiel das Empfinden von Zeitdruck), noch auf die positiven Wahrnehmungen, also die sogenannten Ressourcen (zum Beispiel das Empfinden von Sinn bei der Arbeit) hatte das Training irgendeine Wirkung.

 

Die Autoren der Studie heben hervor, dass die für die psychische Gesundheit entscheidenden Faktoren –  schnell arbeiten und viele Dinge gleichzeitig tun müssen und der Ärger darüber – sich nach den Trainings nicht änderten. Dabei liege bei den Arbeitsanforderungen, so die Autoren, „das große Potenzial zur Veränderung insbesondere der kostspieligen depressiven Erkrankungen.“

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